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Montag, 14. Juni 2010

Rede zur Gründung der Bürgerstiftung Bad Ems


Rede zur Gründung der Bürgerstiftung Bad Ems
Am 14.06.2010 im „Badhaus“, Bad Ems
Von Stadtbürgermeister a.D. Ottmar Canz
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Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gründungstifterinnen und Gründungsstifter der Bürgerstiftung Bad Ems,
sehr geehrte Vertreter des öffentlichen Lebens und der Presse,


neben den vielen Initiativen in unserer Stadt tritt mit dem heutigen Tag nun eine neue Idee in Aktion: Die Bürgerstiftung Bad Ems.

Diese neue Idee ist von der Erkenntnis getragen, dass die öffentliche Hand in Zukunft nicht mehr vollumfänglich die Sicherung der Qualität des Lebens in unserer Stadt gewährleisten kann. Die Stadt Bad Ems entwickelt sich unter dem Eindruck des demographischen Wandels, der Migration und den Auswirkungen der Globalisierungen in eine neue Richtung.
Dabei erfahren wir, dass die Stadt immer mehr an ihre Grenzen kommt. Deshalb wird die Eigenverantwortung des einzelnen Bürgers und der Bürgerinnen immer wichtiger. Eine neue Form des bürgerlichen Engagements ist es, in seiner Heimatstadt etwas zu stiften und zu diesem Zweck eine Bürgerstiftung zu gründen.


Die Idee, den sozialen und kulturellen Gedanken in der Rechtsform einer Stiftung zu bündeln, stammt nicht aus Bad Ems, sondern ist – fast möchte man sagen, wie könnte es auch anders sein – in den USA vor fast einhundert Jahren entwickelt worden.

In Deutschland wurden die ersten Bürgerstiftungen in den 1990er Jahren gegründet. In Rheinland-Pfalz existieren erst acht Bürgerstiftungen. Auf die Idee, eine Bürgerstiftung zu gründen, bin ich in Koblenz gekommen. Dort, in der unmittelbaren Nachbarschaft zu Bad Ems, gibt es schon eine Bürgerstiftung. So reifte in mir der Gedanke, eine solche Stiftung in Bad Ems zu initiieren.
Um etwas zu erreichen, muss man Mitstreiter haben. In der Person von Wilhelm Augst fand ich diesen idealen Mitstreiter. Kompetenz und ein fruchtbares, gutes und freundliches Miteinander waren die idealen Voraussetzungen für das Gelingen einer Bürgerstiftung. Gemeinsam haben wir erreicht, dass wir die Stiftung gründen können. Jeder hat seine Möglichkeiten und Fähigkeiten eingebracht.
Die Bürgerstiftung Bad Ems soll heute Abend von Bürgerinnen und Bürgern aus der Taufe gehoben werden, um die Gemeinschaft in unserer Stadt zu stärken. In der Organisationsform der Stiftung soll der soziale und kulturelle Gedanke gelebt werden. Die Stiftung will Menschen, die gestalten und Verantwortung übernehmen wollen, unterstützen. Sie will in das gesellschaftliche Miteinander investieren. Diese Investition kann auf vielerlei Weise getätigt werden. Mit Geld natürlich, aber genauso mit ideeller Unterstützung.

Und um eine immer wieder geäußerte Sorge zu zerstreuen: Das neue bürgerliche Engagement ist keine Konkurrenz zur Vereinskultur und dem Stadtrat bzw. dem Stadtbürgermeister, sondern will vorrangig Unterstützung und Vervollständigung sein.

Was Bürgerinnen und Bürger gemeinsam vermögen, beweist schon der Ort unserer heutigen Gründungsveranstaltung. Das „ Badhaus“, dieses einzigartige Zeugnis der Bäderarchitektur in Bad Ems, verdankt seine Wiederbelebung der privaten Initiative der Familien Dr. Krausbeck und Jörnhs, die unterstützt wurde durch das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Bad Ems. Es ist ein Beispiel dafür, wie eine gute Idee, die der Stadt zugute kommt, mit Unterstützung von außen realisiert werden kann.


Was ich der Bürgerstiftung wünsche, hat der bekannte französische Schriftsteller „Saint Exupéry“ in seinem Buch „Der kleine Prinz“ in einem Satz zusammengefasst: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer“.

Dieses Zitat verrät viel über die Motive von Menschen, die sich bürgerschaftlich engagieren. Engagierte brechen zu neuen Ufern auf. Sie lassen sich durch ein gemeinsames Ziel motivieren. Und sie stecken andere mit Begeisterung an. Auf Bad Ems bezogen kann es auch heißen: Engagierte Stifter ergänzen das in Bad Ems uneigenützig was noch getan werden muss und stellen nicht die ewigen Fragen, wer zuständig ist und was man noch tun müsste. Ganz einfach: Sie tun es.

Meine Damen und Herren, Bad Ems hat sich auf den Weg gemacht in eine selbst bestimmte Bürgergesellschaft .

Auch auf Bad Ems trifft die Aussage des aus dem Amt geschiedenen Bundespräsidenten Horst Köhler zu: „Wenn die Modernisierung unserer Bürgergesellschaft, die wir brauchen, nicht von den Städten und Gemeinden kommt, dann kommt sie gar nicht.“

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Schlusswort
von Stadtbürgermeister Ottmar Canz
anlässlich der Gründung der Bürgerstiftung Bad Ems
am 14.06.2010 im „Badhaus“ Bad Ems

Ihnen allen, die Sie sich ehrenamtlich in Vorstand und Stiftungsrat und natürlich auch in der Stiftungsversammlung, an der Basis sozusagen, engagieren gilt mein Dank.

Die Bürgerstiftung Bad Ems braucht besonders in dieser Gründungsphase Menschen, die bereit sind, die Stiftung voranzubringen und sie nach außen zu vertreten und für sie zu werben.

Uns ist jede Spende – egal in welcher Höhe – herzlich willkommen und wir möchten rüber bringen, dass es
eine Bürgerstiftung ist, die von möglichst vielen Bürgern getragen werden sollte.

Wir werden aufrufen, dass man bei runden Geburtstagen, Firmenjubiläen u.s.w. auf persönliche Geschenke verzichten kann und stattdessen die Bürgerstiftung unterstützt.
Spenden können auch gegeben werden mit dem Hinweis, spezielle Einrichtungen und Aktivitäten zu unterstützen.

Für diese und andere Aktivitäten wird sich der Vorstand engagieren.
Den Start haben wir doch wohl recht gut geschafft. Jetzt kommt die Zeit, die Bürgerstiftung breiter aufzustellen.

Wir rufen die Bad Emser auf, sich rege zu beteiligen. Wenn der neu gewählte Vorstand seine Arbeit aufnimmt, gilt es zuallererst eine Öffentlichkeitskampagne zu starten.

Wir hoffen auf viel Zuspruch. Ich bitte hier auch die Presse um Unterstützung.

Ich bedanke mich bei allen die zum Gelingen des heutigen Tages beigetragen haben.

Bei den Stiftern für ihre großherzige Unterstützung.

Gründung der Bürgerstiftung Bad Ems erfolgt


36 persönliche und zwei institutionelle Gründungsstifter haben am 14. Juni 2010 die Bürgerstiftung Bad Ems aus der Taufe gehoben. Mit einem Stiftungskapital von 47.000 Euro wird die Bürgerstiftung Bad Ems nach der Anerkennung durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Rheinland-Pfalz ihre Arbeit aufnehmen.

„Die Eigenverantwortung des einzelnen Bürgers und der einzelnen Bürgerin wird immer wichtiger. Eine neue Form des bürgerlichen Engagements ist es, in seiner Heimatstadt etwas zu stiften und zu diesem Zweck eine Bürgerstiftung zu gründen“, so der Stadtbürgermeister a.D. Ottmar Canz in seiner Rede zur Gründung der Bürgerstiftung Bad Ems am 14.06.2010.
Bad Ems gehört damit zu den ersten Gemeinden in Rheinland-Pfalz, deren Bürger eine Bürgerstiftung ins Leben gerufen haben. Menschen, die gestalten und Verantwortung übernehmen wollen, will die Bürgerstiftung Bad Ems dabei unterstützen. Dazu gehört eine finanzielle Unterstützung ebenso wie eine ideelle Förderung.

Dafür benötigt die Bürgerstiftung Bad Ems gerade in der Anfangsphase Menschen, die bereit sind, die Stiftung voranzubringen. Für die ehrenamtliche Arbeit im Stiftungsrat mit dem Vorsitzenden Wilhelm Augst und dem Stellvertreter Stadtbürgermeister Bernhard Abt und im Stiftungsvorstand mit dem Vorsitzenden Ottmar Canz und dem Stellvertreter Manfred Dünchem haben sich insgesamt zwölf Gründungsstifter (davon acht im Stiftungsrat und vier im Stiftungsvorstand, siehe Bild) gefunden.

Weitere Mitstreiter sind der Bürgerstiftung Bad Ems ebenso willkommen wie jede Zustiftung oder Spende, unabhängig von der Höhe. Die Bürgerstiftung Bad Ems ruft deshalb alle Bürgerinnen und Bürger auf, bei runden Geburtstagen, Firmenjubiläen und anderen Anlässen auf persönliche Geschenke zu verzichten und dafür die Bürgerstiftung zu unterstützen. Auch Nachlässe zugunsten der Bürgerstiftung Bad Ems sind möglich. Spenden können, müssen aber nicht mit einem speziellen Verwendungszweck versehen werden. Dies erleichtert möglichen Spendern ihr Engagement, da die Verteilung der nicht zweckgebundenen Spendengelder und der Stiftungserträge über die Bürgerstiftung erfolgt.

Stiftungsvorstand und Stiftungsrat werden in Kürze die weiteren Aktivitäten im zweiten Halbjahr 2010 beraten. Gleichzeitig wird ein Internetauftritt alle Gründungsstifter, Zustifter, Spender und Interessierten über die weitere Entwicklung, die geplanten Projekte und die Fortschritte informieren. Für persönliche Gespräche stehen weiterhin die Initiatoren und Gremienvorsitzenden Ottmar Canz (Schifflerweg 14, Bad Ems, Telefon 02603/6305) und Wilhelm Augst (Mercurstraße 1, Bad Ems, Telefon 02603/12670) gerne zur Verfügung.